Border Crossings

  • Border Crossings was a speed-project that I did during my studies at the University of Potsdam in 2010. It was part of a work about the relation between visibility and iconicity entitled „Uncertainty – On the Transparency of Pictures“.
  • Project website: http://border-crossings.tumblr.com/

Die Relationen zwischen Bildlichkeit und Sichtbarkeit verschieben sich. Mit dem Auftreten technischer Bilder ist das zeitlich nachgeordnete Bild kein Abbild, keine Nachahmung und keine Kopie von etwas Anderem mehr. Technische Bilder zeigen nicht die Welt, sondern brechen mit der klassischen Anschauung. Vor allem der Abstraktionsschritt des Digitalen bringt dabei nicht neue Sichtbarkeiten hervor, sondern unterläuft Sichtbarkeit. Wenn der ontologische Bezug zur sichtbaren Welt prekär wird, wenn Bilder keine Fenster zur Welt sind, wenn die Codierung des Medialen zunehmend ins Unsichtbare tendiert und die Logik der Produktion die Bilder von der Referenz zu befreien scheint, wo verlaufen dann die Risse und Bruchlinien zwischen Bildlichkeit und Sichtbarkeit, deren Verhältnis zunehmend unbestimmbar wird?

Die Konfrontation historischer Stadtansichten aus alten Postkarten-Sammlungen mit ihren heutigen Schauplätzen scheint auf den ersten Blick vor allem das Vergangensein der Vergangenheit sichtbar zu machen. Allerdings wird ein vergleichender Blick zwischen damals und heute gleichzeitig von den Bildern verstellt. Anstelle der Narrativität, die zwei nebeneinander stehende Bilder entwicklen würden, verfängt sich der Blick hier zwischen den Bildern – an den Stellen, wo sich Übergänge ausmachen lassen oder diese verschwunden sind. Diese Cuts zwischen den historischen Ebenen offenbaren eine Form des Erinnerns, die nicht auf einen Vergleich des Dargestellten abzielt und bei der überhaupt fraglich ist, ob sie sich primär auf das Sichtbare bezieht, oder vielmehr auf das, was verdeckt bleibt und was sich nicht zeigt. Das Geschichtsbild, das hier zum Ausdruck kommt, offenbart Brüche und Diskontinuitäten zwischen den Geschichts- und Diskursformationen. Hier wird gerade nicht eine rationale Kontinuität erzeugt, wie in der klassischen Geschichtsschreibung, sondern die historische Differenz offenbart sich als Bruch, der sich auf mehr als nur auf der Ebene der reinen Anschauung ereignet.