„We will create a new ‚right to data‘ so that government-held datasets can be requested and used by the public, and then published on a regular basis“ heißt es in der Big Society Deklaration der Britischen Regierung. In Anlehung an data.gov, das Obamas erste legislative Amtshandlung war, ging vor knapp einem Jahr data.gov.uk unter der Leitung von Tim Berners-Lee online. Andere Länder sind dem Trend nach mehr Transparenz gefolgt: data.norge.no veröffentlicht sogar unter einer Creative Commons License, ebenso Australien oder Estland. Verändert haben sich seitdem nicht nur die Formen des Zugangs zu den Daten, die Regierungen in unserem Auftrag mit unserem Geld über uns erheben, sondern vor allem die Formen der Darstellung und Nutzung: die neuen medialen Formate die daraus entstehen (z.B. Apps, Mashups, Visualisierungen, RSS-Feeds), stecken zwar noch in Kinderschuhen, haben aber schon jetzt zu einer Renaissance des Lokalen geführt, wie etwa bei everyblock, das mit Hilfe von Geofiltern und auf Basis von data.gov Newsfeeds für die Nachbarschaft anbietet oder dem data.gov.uk-Newspaper, das als Prototyp einer Zeitung für Community-Daten entwickelt wurde. Und in Deutschland?
Obwohl in Deutschland 2006 mit dem Informationsfreiheitsgesetz neben dem Interesse an mehr Information auch ein Recht darauf hinzukam, ist Deutschland in Sachen Datentransparenz ein Entwicklungsland. Wer zum Beispiel genau wissen will wofür sein Geld ausgegeben wird, muss ewige Zahlenkolonnen auf den Seiten des Bundesfinanzministeriums wälzen – kein offenes maschinenlesbares Format, keine visuell aufbereiteten Daten, jede Menge Fachbegriffe. Wie wenig das Fromat der erfassten Daten im Hinblick auf die Interessen und Bedürfnisse des einzelnen Bürgers geschieht, muss man auch auf der Seite des statistischen Bundesamts feststellen: hier lassen sich zwar jede Menge Informationen suchen, doch lassen sich Datensets auch hier nicht individuell kombinieren, extrahieren, weiterveröffentlichen, filtern usw. – Interaktion funktioniert über das gute alte Telefon oder schriftlich über ein Kontaktformular. Schliesslich vermisst man selbst auf den Seiten des Deutschen Bundestages jeglichen Anhaltspunkt für das Potential im Umgang mit unseren Daten: „Alle im Internetangebot des Deutschen Bundestages veröffentlichten Bilder, Dokumente usw. unterliegen dem Copyright des Deutschen Bundestages“ steht auf der Impressum-Seite… sollte wohl Urheberrecht heißen. Auf data.gov.uk klingt das dagegen so: „Transparency is the heart of this government“.
Der Frage nach dem Geld geht nun, pünktlich zur Verabschiedung des neuen Haushaltentwurfs, das Projekt offenerhaushalt.de nach, das von dem gemeinnützigen Verein Open Data Network betrieben wird. Ähnlich wie Where Does My Money Go? erschließt und visualisiert es die Daten des Bundeshaushalts und ermöglicht auch deren Export in offene Formate. Ich halte es für eine gute Idee, den Bürgern die Auswertung Ihrer Daten selbst in die Hand zu geben (so wie es zum Beispiel in Birmingham gemacht wurde) – sie wissen selbst besser, was sie wissen wollen. Nur müssen dafür natürlich die richtigen Ausgangsbedingungen und Schnittstellen geschaffen werden. In London wird an einem solchen Projekt inzwischen auch auf regionaler Ebene gearbeitet: „We want citizens to be able access the data that the (…) public sector organisations hold, and to use that data however they see fit – free of charge“ heißt es in der entsprechenden Erklärung. Aber der freie Zugriff auf die Daten ist nur die halbe Miete: „Raw data often doesn’t tell you anything until it has been presented in a meaningful way. We want to encourage the masses of technical talent that we have in London to transform rows of text and numbers into apps, websites or mobile products which people can actually find useful.“ Die erfolgsversprechendsten Ansätze finden sich aber bisher wie gesagt auf lokaler Ebene a la fixmystreet. Solche Projekte zeichnen sich nun auch in Deutschland ab: Frankfurt gestalten versucht Bürger über die den lokalipolitischen Diskurs in ihrer Nachbarschaft zu informieren und sie gleichzeitig zu vernetzen und mehr in diesen Prozess einzubinden, indem eigene Initiativen eingebracht werden können. Mal sehen wie sich das Projekt in der Praxis bewährt. (Bilder: Newspaperclub & ITO Labs)
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