Am Donnerstag, den 25.11.2011 beginnt die Ausstellung Tracing Mobility im Haus der Kulturen der Welt, die untersucht „wie sich das Verhältnis zwischen globaler und individueller Mobilität, zwischen physischer und virtueller Bewegung verschiebt: Wie navigieren wir im digitalen Zeitalter, wenn online und offline-Welt zusehends verschmelzen? Welchen Stellenwert nimmt die tatsächliche Bewegung im Raum noch ein, wenn wir jeden Punkt der Erde mithilfe digitaler Technik erreichen können? Inwiefern verändern die neuen mobilen Medien unsere Wahrnehmung und Denkweise?“ (Ankündigunstext HdKdW). Ein ziemlich spannendes Thema, obwohl natürlich das körperbezogene Raumdenken bereits an dem Punkt in eine Krise geraten ist, ab dem der Mensch in der Lage war Informationen schneller zu bewegen, als sich selbst. Seitdem wird der transporttechnische Fortschritt von einem medientechnischen Topos überlagert, der die Überwindung des Raumes nicht mehr als Einheit mit dem Körper denkt. Aus diesem Ablösungsprozess resultiert eine vollkommen neue Raumerfahrung: anfangs waren es noch optische Telegraphen, inzwischen durchqueren elektronische Impulse an unserer Stelle den Raum.
Das interessante an der gegenwärtigen Entwicklung ist nun aber, dass der digitale Medienumbruch die Aufmerksamkeit nun auf die Schnittstelle zwischen materiellem und digitalem Raum lenkt. Dort wo mediale Codes und physikalischer Raum aufeinander treffen, entstehen keine Cyberspaces mehr, sondern hybride Formen räumlicher Repräsenatation, die Daten und Orte miteinander verknüpfen und damit das ortsspezifische Handeln der Nutzer mit einbeziehen: Mobiltelefone wissen auf einmal wo sie sind und offenbaren dies auch Dritten, Suchanfragen werden nach Ortsbezug gewichtet, Navigationssysteme übernehmen räumliche Orientierung, die GPS-Chips in Digital kameras ergänzen unsere Fotoalben mit Geodaten, Smartphones sind inzwischen in der Lage Orte mittels digitaler Bilder zu identifizieren, Überwachungtechnologien tasten den physikalischen Raum digital ab usw. Während der digitale Datenraum also zunächst eine Entgrenzung ortsgebundener Praktiken suggerierte, tendieren die jüngsten Entwicklungen georeferenzierender Medien also nun eher zum Gegenteil: Zwar funktionieren sie weiterhin ortsunabhängig, also potentiell grenzenlos, doch sind ihre Inhalte ortsabhängig und ihre Nutzung ist damit an konkrete physische Orte gebunden, wie Jörg Döring und Tristan Thielmann in Mediengeographie schreiben.
Die Dimensionen dieser neuen Geomedialität wird am Samstag, den 26.11 auf einem auf der Thematik der Ausstellung basierenden Symposium diskutiert. Aus dem Ankündigungstext: „How does our relationship change to the natural world, to remote places, when connectivity is assured even if only by means of a passive satellite link? How does our tolerance of the real world adjust when so much of our shared experience, on a day to day basis, takes place in a purpose-designed container that allows us to edit out the problematic bits. How are people’s rights affected when they are not conscious producers of information but unwilling generators of data, as digital refugees?“ (Bild: „Going Nowhere“, 1995 von Simon Faithfull ©)