Adaptive Bilder. Technik und Ästhetik situativer Bildgebung

Das Projekt „Adaptive Bilder. Technik und Ästhetik situativer Bildgebung“ untersucht die besonderen ästhetischen, technischen und operationalen Aspekte adaptiver Bildlichkeit. Es ist Teil des DFG-Schwerpunktprogramms Das digitale Bild, das von einem multiperspektivischen Standpunkt aus die zentrale Rolle untersucht, die dem Bild im komplexen Prozess der Digitalisierung des Wissens zukommt. In einem deutschlandweiten Verbund soll dabei eine neue Theorie und Praxis computerbasierter Bildwelten erarbeitet werden.

Abstract: Das digitale Bild wird adaptiv: In portablen Medien und interaktiven Anwendungen wird zunehmend Prozessor- und Sensortechnik verbaut, die es ermöglicht, Bilder an ihre Umwelt anzupassen und dabei auf Eingaben und Situationen in Echtzeit zu reagieren. Bild, Körper und Raum werden miteinander verschaltet und synchronisiert, mit langfristigen Folgen für die menschliche Wahrnehmung, für Handlungen und Entscheidungen. Als sogenannte Virtual- oder Augmented-Reality-Anwendungen inzwischen im Konsumentenbereich angekommen, versprechen adaptive Bilder eine umfassende Nutzbarkeit auch in professionellen Zusammenhängen, etwa in der industriellen Produktion. Die erweiterten Möglichkeiten bedingen aber auch neue Abhängigkeiten von Technologien und von den ästhetischen und operativen Vorgaben jener, die diese Technologien gestalten und bereitstellen. In Feldern wie der medizinischen Praxis werden die umfassenden Folgen der technologischen Aufrüstung deutlich. Operationen werden in einem solchen Maße durch automatisierte Echtzeit-Visualisierungen unterstützt, dass Bildschirmdarstellungen als die primären Referenzobjekte an die Stelle realer Körper rücken. Diese sind in umfassende multimediale und multimodale Bildapparate eingespannt, die durch Schnittstellen, mechatronische und logistische Elemente laufend weiter ausgedehnt werden. Interfaces und Algorithmen antizipieren Entscheidungen und engen Handlungen ein. Anhand von anwendungsbezogenen Fallstudien untersucht das Projekt die permanente raumzeitliche Verzahnung von Visualisierungen, Objekten und Handlungen und identifiziert die damit verbundenen Herausforderungen in Bezug auf die Wahrnehmung, Interpretation und Gestaltung von Bildern, die handlungsanleitend und sogar lebensentscheidend werden. Die Untersuchung verspricht nicht nur einen grundlegenden Beitrag zur Bildkritik, sondern auch zu den Mechanismen der digitalen Bildlichkeit.

  • Bildnachweis: Josephine Rais (CC BY-NC-ND)