Angesichts der zunehmenden strukturellen Verschaltung von Mensch und Maschine in der chirurgischen Praxis selbst genügt es nicht mehr, pathologische Veränderungen auf der Basis eines entsprechend theoriegeleiteten Bildwissensauf in medizinischen Visualisierung „lediglich“ zu erkennen. Bildkompetent müss ChirurgInnen inzwischen nicht mehr nur als DiagnostikerInnen sein, sondern Bilder gestalten zunehmend auch die Therapie. Visualisierungspraktiken lenken, steuern, führen und gestalten inwischen auch den Behandlungsprozess und etablieren ein verändertes Verhältnis zwischen ChirurgIn und PatientIn, zwischen Körper und Bild, zwischen Mensch und Maschine. Der Beitrag untersucht dieses Gefüge von Anschauung, Operativität und Bildlichkeit in der minimal-invasiven Chrirurgie anhand der medialen Produktionsbedingungen des roboter-assistierten Operationssystems Da Vinci. Dabei wird anhand konkreter Fallbeispiele der Architektur, Navigation und Steuerung des Systems gezeigt, dass dem Herstellerversprechen erhöhter medizinischer Effizienz und Präzision bildgeführter Operationssysteme eine praktische Kenntnis der Differenz zwischen Körper und Bild entgegenstehen muss, die nicht in Abrenzung zum Maschinellen verhandelt werden kann, sondern als Synthese von Chirurg und Operationssystem gedacht werden muss. (Bild: Endowrists, Haptisch-visuelles Steuerungsinterface, Intuitive Surgical Inc.)
- Download: Bildoperationen. Das Problem der Mensch-Maschine Interaktion bei bildgeführten Interventionen.
- Citation: Moritz Queisner (2016) Bildoperationen. Das Problem der Mensch-Maschine Interaktion bei bildgeführten Interventionen. In: F. Goppelsröder, J. Sternagel (Hrg.) Techniken des Leibes. Velbrück. S. 77–86.