CfP: Digitale Gesellschaft – Partizipationskulturen im Netz

Die Ankündigung für diesen großartigen CfP gibt es von offizieller Seite tatsächlich nur als PDF, kaum zu glauben bei dem Titel: „Dass das Internet die Strukturen von Partizipation, Öffentlichkeit, Konsum und Politik verändert, ist einer der zentralen Ausgangspunkte der Debatte um die Mediatisierung der Gesellschaft. Dabei zeichnen sich zwei Tendenzen ab, die in ihren Bewertungen kategorial differieren. Einerseits finden sich explizit medienenthusiastische Positionen, die von neuen Möglichkeiten der Partizipation ausgehen und die Freiheit des Users im Mittelpunkt der Debatte sehen. Diese Sichtweise zeichnet die politischen Zugänge aus, die von einem „Digitalen Arabischen Frühling“ sprechen und neue Formen und Optionen für zivilgesellschaftliches Engagement sehen. Sie lässt sich zudem auf andere Bereiche der Gesellschaft, in denen sich neuartige Teilnahmemöglichkeiten eröffnen – z.B. Konsum und Unterhaltung – erweitern.

Eine kritische Perspektive dagegen ist von grundlegender Skepsis gegenüber dem Internet gekennzeichnet und geht davon aus, dass das Internet eben nicht weitere Bevölkerungskreise integrieren und mobilisieren kann, sondern dass existierende Tendenzen und Strukturen, auch die der Ungleichheit, im Sinne der Verstärkungshypothese intensiviert würden. Damit, so die Annahme, gingen auch neue soziale Ausschluss- und Fragmentierungsprozesse einher, die sich durch die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft ständig weiter verschärften.

In diesem Zusammenhang stellt der hochfrequent und häufig unscharf verwendete Begriff der Partizipation einen wichtigen Gegenstand der theoretischen Überlegungen dar. Neben der grundsätzlichen Frage, ab wann ein User als „Partizipient“ zu werten ist, ist auch das rasch wachsende Medienrepertoire, welches weitere Beteiligungsoptionen an Online-Diskursen eröffnet, ein Grund für die nicht temporäre Festschreibbarkeit des Begriffs. Partizipation wird aus der Sicht der Politik als Prozess einer politischen Handlung zwischen Individuen und der Gemeinschaft verstanden und gehört zu einem Beziehungsgeflecht aus teils substitutiv, teils kontradiktorisch verwendeten Begriffen (z.B. Teilhabe, Beteiligung, Demokratisierung, Mitbestimmung, Mitwirkung etc.). Vor allem mit der zunehmenden Verbreitung des Internets haben sich in den letzten Jahren neue Partizipationsformen gebildet, die von veränderten technologischen und medialen Rahmenbedingungen profitieren. Insbesondere die politische Mobilisierung eines jüngeren Publikums wird gemeinhin den Netzmedien zugesprochen. […]

Der tiefgreifende Einfluss des Internets auf unsere Gesellschaft wird kaum mehr angezweifelt. Umso wichtiger ist es, den zugrundeliegenden Mechanismen der „digitalen Gesellschaft“ nachzugehen und diese systematisch zu erforschen. Daher wollen wir uns mit der diesjährigen CvK-Fachgruppentagung diesem Thema unter dem Rahmen „Digitale Gesellschaft“ und der Schwerpunktsetzung von Partizipationskulturen annähern. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird die Möglichkeit geboten, eigene Fragestellungen und Projekte aus dem Bereich der Kommunikations-, Medien- und Sozialwissenschaft anhand empirischer und/oder theoretischer Ausarbeitungen zum Thema zu präsentieren. Dabei sollen vor allem Fragen und Erkenntnisse gemeinsam diskutiert werden, die den evolutionären Prozess der Digitalisierung aus den drei genannten Bereichen analysieren und in einen breiteren kulturellen, politischen oder wirtschaftlichen Kontext setzen.

Besonders willkommen sind theoriebezogene Vorträge, die den unscharfen Begriff der „Partizipation“ problematisieren, präzisieren und modellhaft ausarbeiten. Mögliche Themenbereiche sind:

  • Zur Theorie und Empirie von Partizipation online
  • Bürgerbeteiligung im Netz – von S21 bis ACTA
  • Protest-Kommunikation online, digitaler Aktivismus
  • Slacktivism, clicktivism, micro-activism und Ad-Hoc-Bewegungen
  • Partizipationskulturen und Normen – wer darf wann was wo?
  • Partizipation und ihre technische Umsetzung – von Adhocracy bis Liquid Democracy
  • Partizipationskompetenzen
  • Partizipation im Netz als Konsummodell, Online-Verbraucherverhalten
  • Partizipative Präsentations- und Vermarktungsoptionen für Künstler im Netz (Crowdfunding, Musikportale etc.)
  • Unternehmenskommunikation im Netz unter Partizipationsaspekten
  • Neue Geschäftsmodelle im Social Web – Partizipation als Geschäftsmodell
  • Selbstoffenbarung und Privatsphäre im Netz: Ich partizipiere – also bin ich?
  • Partizipationskulturen in ausgewählten Gruppen (Jugendliche, Migranten, Senioren etc)
  • Grenzen der Partizipationsoptionen: Digitale Spaltungen und Marginalisierungen

Aussagekräftige Abstracts (maximal 4000–5000 Zeichen) mit Bezug zum Tagungsthema werden bis zum 30.06.2012 per E-Mail in elektronischer Form an j.schmidt(at)hans-bredow-institut.de erbeten. Alle Details zur Teilnahme und der volle Ausschreibungstext finden sich hier.“

Via Arbeitskreis soziale Bewegungen. Merci.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert