Imaginäre Topographie

Ich lese Jean Pauls Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch und bin begeistert von den phantastischen Topographien, die der Pilot in seinem Logbuch entwift. Die Magie seiner Einbildungskraft reißt den Menschen heraus aus dem „Gärtchen, der einheimischen Furche“ hoch hinaus in die „Gewölke des Lebens“, von denen man „die ganze äußere Welt von weitem unter seinen Füßen nur wie ein eingeschrumpftes Kindergärtchen liegen sieht“. Die poetischen Entdeckungen der Reise mit dem Luftschiff zeigen das Habitualisierte nicht nur aus der Distanz, sondern als Aufsicht, die neue Figurationen eines erhabenen Blicks etabliert, bei denen der Betrachter „von der Welt geschieden“ wird. Mich fasziniert dabei vor allem die Imaginationsleistung, die eine solch detaillierte Beschreibung eines Blicks erfordert, der von einem menschlichen Auge nicht nachempfunden werden kann. Empfehlenswert ist in diesem Zusammenhang Heinz Brüggemanns Aufsatz Luftbilder eines kleinstädtischen Jahrhunderts. Ekstase und imaginäre Topographie In Jean Paul: Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch (In: Graevenitz, 2000, Die Stadt in der europäischen Romantik). Die Erzählung von Jean Paul gibt es auch bei Google Books.

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