Tagung Spürtechniken, 24.05.2018

24. bis 25. Mai 2018 (Donnerstag: 9:30-20 Uhr, Freitag 9:30-20:00)
Brandenburgisches Zentrum für Medienwissenschaften (ZeM)
Hermann-Elflein-Str.18, 14467 Potsdam

Der Begriff der Natur wurde und wird disziplinübergreifend neu diskutiert, kritisiert und stellenweise abgeschafft. „Nach der Natur“ hieß 2010 ein Essay von Ursula Heise, der die Frage des Artensterbens in einem wissenschaftlichen, politischen und kulturellen Zusammenhang diskutierte; in „Ökologie ohne Natur: Eine neue Sicht der Umwelt“ argumentiert Timothy Morton, dass unser Bild von der Natur einen angemesseneren Umgang mit unserer Umwelt verhindert; dem gegenüber steht eine Bewegung, die versucht, Natur als das Elementare wieder einzufangen, für die beispielhaft John Durham Peters stehen mag, der 2015 eine Philosophie der elementaren Medien entwarf, in der er Natur als Medium fasst.

Die Tagung vereint Beiträge zu Wahrnehmungsfragen im weiten Rahmen der Möglichkeiten und Fallstricke einer gegenwärtigen Naturästhetik. Die Beiträge kommen aus den Geisteswissenschaften und der freien Kunst. Die Themen werden die Medialität der Natur in Wissenschaft und Kunst anhand von Beispielen, und auch im Rückbezug auf die Geschichte ausloten. Die Beitragenden fragen z.B., was sensorisch überwachte Umwelten über das Potential medialer Spürtechniken jenseits Natur-Kultur-Dichotomien aussagen; wie sich Menschen, die in die Natur gehen, gleichzeitig mit High-Tech gegen diese abschirmen; welche Einfühlungstechniken in Pflanzen uns empfindsam werden lassen für unsichtbare und komplexe Prozesse wie den Klimawandel, aber auch unter welchen medialen Bedingungen Pflanzen selbst in der aktuellen Forschung als sensitiv erscheinen; welche visuellen Wahrnehmungen ermöglichen wiederum global-sphärische Spürdispositive, die über remote-sensing den Zustand der Natur beobachten?

Übergeordnet werden wir diskutieren, ob der Begriff der Atmosphäre, zugleich meteorologisch und ästhetisch gedacht, dazu dienen kann, das Natürliche nicht als Gegenüberstehendes, sondern als das uns Umgebende und uns Durchdringende in einer responsiven Weise neu zu fassen? Sind Phänomene wie Solastalgia ein Symptom wiederaufkommender Sehnsucht nach verlorener Ganzheit, oder zeichnet sich hier eine empfundene Hilflosigkeit gegenüber Klimawandel, Artensterben, Luftverschmutzung ab, die die Notwendigkeit neuer Wissens- und Handlungsweisen aufzeigt? Was ist die Gegenwart sinnlich-leiblichen Spürens und Erkennens?

Neben den üblichen Vortragsformaten wird es auf der Tagung auch alternative Formate und viel Raum für Diskussionen geben. Auf diese Weise erhoffen wir uns einen intensiven Austausch zu all diesen Fragen.

Am Samstag findet im Anschluss an die Tagung die Gründung der AG Eco Media: Medien der Natur von 9:30-13:00 statt. Organisatorinnen: Desiree Förster (Universität Potsdam), Birgit Schneider (Universität Potsdam), Evi Zemanek (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)

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