Drei Ausgangsthesen: Augmented Vision zielt darauf ab, die Rede von fotographischen Retinas, künstlichen Augen oder sehenden Maschinen zu rechtfertigen, die nicht nur das Erscheinungsbild, sondern auch die Funktionsbestimmung optischer Apparate von Anfang an begleitet. Anstatt jedoch danach zu Fragen, ob wir Sehen als ein an den Sinnen gemessenen Begriff an die Apparate abtreten, geht es vielmehr darum eine Wahrnehmung zu erfassen, die immer weniger der visio eines Betrachters gehorcht, sondern zunehmend in den Apparat verlagert wird. Diese Ausgangssituation lässt sich anhand dreier Thesen erfassen:
1. Angesichts einer Kontaktaufnahme mit der Welt, die das Sichtbare zunehmend als Visualisierung über eine technische Schnittstelle vermittelt, kann Sichtbarkeit nicht mehr allein an Fähigkeiten und Funktionen des menschlichen Auges gemessen werden. Im Zuge dieser Technisierung visueller Praktiken untersteht visuelle Wahrnehmung zunehmend dem Einfluss und der Kontrolle von Instrumenten und Apparaten, die ihrerseits Sichtbarkeit hervorbringen.
2. Diese Intervention ist weniger ein Eingriff in das Repräsentationssystem, sondern in das Wahrnehmungssystem: Es ist weniger entscheidend, dass das Sichtbare auf einer von der unmittelbaren Ebene der Wahrnehmung getrennten Ebene neu angeordnet wird (dies ist auch in nicht-apparativen Strukturierungen des Visuellen der Fall), sondern dass Sehen auf einer vom Betrachter und vom menschlichen Auge getrennten Ebene reorganisiert wird. Diese Variation der Modalitäten des Sehens steht für Formen von Einbildung und, die nicht mehr Teil einer unmittelbaren Erfahrung oder direkten Anschauung sind.
3. Der Betrachter muss im Zuge der veränderten medialen Anordnung seine Position als Subjekt der Darstellung aufgeben. An die Position seines Auges tritt der Apparat, der ihn daran hindert sich selbst als Teil der Darstellung zu begreifen. Das apparative Bild tritt dabei nicht nur in Konkurrenz zur unmittelbaren Anschauung, sondern ersetzt diese als visueller Weltzugang: das Angeschaute wird nicht mehr gesehen, sondern visualisiert.
(Bild: Screenshot amazon.de Webcam-Geräte des Herstellers Creative)