Ich habe dem TK-Blog ein Interview über meine Arbeit an der Charité gegeben, danke für die Fragen. Nachzulesen unter tk.de oder nachfolgend:
Moritz Queisner vom Future Lab der Charité ist Medienwissenschaftler und sieht sich als Bindeglied zwischen Medizintechnik und experimenteller Forschung
1. Herr Queisner, Sie sind Medienwissenschaftler und arbeiten am Future Lab der Charité. Was machen Sie da genau?An der SchnittstellMoritz Queisnere zwischen Forschung, Wirtschaft und Praxis schaffen wir im Future Lab einen Experimentierraum innerhalb der Klinik, der die Erprobung und Präsentation neuer Technologien ermöglicht. Wir entwickeln dort also nicht marktfertige Medizintechnik, sondern untersuchen anhand von Prototypen und Konzeptstudien anwendungsnah, welche Probleme neue Technologien wie etwa Mixed- oder Virtual Reality in der Chirurgie lösen können. Erst wenn es gelingt, das Wissen über die Funktionsweise und den Umgang mit neuen Technologien, etwa aus der Gamesbranche, Gestaltung oder Mechatronik, möglichst nah an die Bedürfnisse der Praxis heranzuführen, kann unsere Arbeit erfolgreich sein.
2. Auf dem BarCamp Health-IT haben Sie ein Projekt zur dreidimensionalen Bildgebung in der Chirurgie vorgestellt. Worum geht es genau?Im Projekt Adaptive Anatomy erforschen wir am Beispiel der Leberchirurgie, wie Überlagerungs- und Mapping-Techniken in Mixed- Reality-Datenbrillen, etwa bei Microsoft’s Hololens, Räume und Volumen neu erfahrbar machen. Das chirurgische Personal schaut im Operationsraum nicht mehr auf einen statischen Monitor, sondern bekommt die Bildgebung adaptiv und stereoskopisch ins Sichtfeld eingeblendet. Mit dem Einsatz von Mixed-Reality-Techniken kann man virtuelle und physische Anatomie in Echtzeit räumlich miteinander synchronisieren, sodass Position und Maßstab miteinander übereinstimmen. Diese Form der adaptiven Darstellung ist ein grundlegend neuer Ansatz in der intraoperativen Bildgebung.
3. Was sind die größten Herausforderungen, vor denen Sie gerade stehen?Während Mixed-Reality-Technologien in anderen Branchen inzwischen über vielversprechende Anwendungsszenarien verfügen, steht die Gesundheitsbranche noch am Anfang der Entwicklung. Nach wie vor ist nicht ausreichend geklärt, was Mixed Reality für die Gesundheitswirtschaft leisten kann und was nicht. Dieses Wissen muss hier für die Praxis und Entwicklung erst systematisch erschlossen werden. Dies zeigt sich etwa dann, wenn Start-ups ebenso wie Investoren angesichts des aktuellen Hypes um die Technologien fatale Fehlentscheidungen treffen. Dabei wird oftmals unterschätzt, dass neue Medientechnologien nicht nur in technischer Hinsicht eine Herausforderung darstellen, sondern auch neue Ansätze zur Gestaltung und Handhabung der entsprechenden Schnittstellen und Bildformate erfordern. Hier brauchen wir mehr Freiräume für Grundlagenforschung, die diese Potenziale auslotet. Dazu gehört neben neuen Förderformaten auch die Stärkung interdisziplinärer und branchenübergreifender Kooperationen, die das Feld für neue Akteure öffnet.