Ich habe einen Essay mit dem Titel „Der Blick als Waffe. Zum prekären Verhältnis von Transparenz und Opazität bei Helmdisplays“ für den Ausstellungsband +ultra. gestaltung schafft wissen beigetragen.
Abstract: Im Gegensatz zu opaken Bildflächen verändert sich das Gezeigte bei transparenten Bildern in Abhängigkeit vom Standpunkt des Betrachters. Auf diesem Darstellungsprinzip basieren vor allem bildschirmbasierte Praktiken, die Formen der Beobachtung auch jenseits eines genuin Bildlichen integrieren. Dazu gehören insbesondere sogenannte Head-Mounted Displays, etwa Smartglasses wie Microsofts Hololens, aber auch Helmet Displays von Kampfpiloten oder Kontaktlinsendisplays. Sie zeichnen sich allesamt durch eine Bildfläche aus, die fortwährend zwischen Transparenz und Opazität oszilliert. Die Überlagerung des natürlichen Sichtfelds des Betrachters mit visuellen Darstellungen suggeriert einerseits ein Durchschauen im wörtlichen Sinne von perspicere und entspricht andererseits dem Blick auf ein Artefakt. Diese Wahrnehmungssituation korrespondiert mit einem Bildverständnis, bei dem das Bild dem Betrachter nicht mehr als opake Fläche gegenüber tritt, das seine Materialität zu verschleiern sucht, sondern im Gegenteil das, was hinter ihm liegt ebenso zu sehen gibt. Anschauung und Darstellung treten hier in eine hybride Gemeinschaft. Am Beispiel der medialen Produktions- und Rezeptionsbedingungen der Helmdisplays von PilotInnen des Kampfflugzeugs von Typ „Eurofighter Typhoon“ untersucht der Beitrag die Verschränkung von Formen der Beobachtung und Repräsentation. Dabei soll gezeigt werden, wie transparente Bildschirme eine synthetische Form des Sehens etablieren, in der Visio und Visualisierung technisch und funktional zusammenfallen. (Bild: Moritz Queisner)
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- Citation: Moritz Queisner (2016) Der Blick als Waffe. Zum prekären Verhältnis von Transparenz und Opazität bei Helmdisplays. In: Nikola Doll, Horst Bredekamp, Wolfgang Schäffner (Hrg.) +ultra. gestaltung schafft wissen. E. A. Seemann, Leipzig, S. 293–299.